14.5.2004
Kalabrien
Heute haben wir das schöne Maratea verlassen, um für ein paar Tage nach Kalabrien zu fahren.
Nach unseren
Kurzbesuch im letzten Jahr
wollten wir Püppchen auch noch das letzte unbekannte
Stück ihres schönen heimatlichen Festlandes zeigen.
Je weiter ich bisher in den Süden Italiens vorgedrungen bin, desto besser hat es mir gefallen.
Nur Kalabrien hat ein eher durchwachsenes Gefühl hinterlassen, zumindest bei unserem letzten
Besuch.
Also sind wir die Küstenstraße Richtung Süden gefahren, zuerst nach Tropea.
Hier gibt es noch viele Familienhotels, der Baustil ändert sich und das, was Italien
für mich so schön macht, nämlich diese romatischen Dörfer und auch Ruinen, verschwindet
fast von einem Kilometer zum nächsten.
Ruinen sind hier nur noch häßlich, die meisten sind jünger als 30 Jahre und die Carabinieri
tragen Maschinenpistolen und schußsichere Westen. Trotz teilweise sehr schönen Wetters habe
ich nirgends einfach mal angehalten, um ein besonders schönes Motiv zu fotografieren. Es
gab einfach nichts, was selbst ein digitales Foto wert war.
Die Landschaft mag noch Ähnlichkeit mit der in der
Basilicata
haben, ansonsten ist alles irgendwie anders. Und nicht besser.
Selbst der kluge Baedeker hat zu Thema Kalabrien erschreckend wenig zu sagen.
Tropea mag als besuchenswert beschrieben sein, wir selbst haben nur jede Menge Touristen gesehen.
Na gut, dafür waren im Rest Kalabriens keine.
In Tropea endet die Küstenstraße und wenn man weiter nach Reggio C will, muß man ein ganzes Stück
zurück oder halt durch die Berge des Hinterlandes. Dies hat unser kluges Navigationssystem
glasklar erkannt und den Weg durch die Berge gerechnet. Nun gut, es war noch nie vorher da
und hat es sicher auch nicht böse gemeint, aber nochmals wird ihm dieser Fehler nicht unterlaufen,
da bin ich sicher.
Die Straßen abseits der Küstenstraße werden schnell schlecht, wirklich schlecht,
aber das ist nicht das Schlimmste. Das
Schlimmste sind die Dörfer, durch die man fährt. Als wir nach zwei Stunden Bergstrassen wieder
die Autostrada erreichten, war ich wirklich erleichtert.
Ich bin kein ängstlicher Typ, aber ich habe mich nie in Italien so unwohl gefühlt wie
hier. Keine Ecke Neapels, die ich kenne, kommt dagegen an ! Die Gebäude sind heruntergekommen,
wobei jedes dritte eine Bauruine im Rohbaustadium ist. Im Hinterland sind die Blicke der Einheimischen
nicht interessiert und neugierig, sondern wecken das Gefühl, in Bezug auf Kleidung, Auto etc.
auf den Wert taxiert zu werden und vor allem für die Möglichkeit der Rückkehr in den Norden auf
geradezu feindselige Weise beneidet zu werden. Hier ist der Fremde nicht willkommen.
Der Baedeker hat Recht, hier gibt es nichts, was die Reise lohnt. Die Bilder täuschen,
die Wirklichkeit ist nicht so schön.
Kalabrien kann man wohl nur lieben, wenn man hier geboren ist, und das bin ich nicht.
© gregor-g