11.5.2003
Ein wenig
Kalabrien
Von Maratea aus haben wir einen Ausflug nach Kalabrien gemacht. Das geht ganz leicht,
man fährt einfach die Küstenstraße weiter nach Süden.
Hinter der Basilicata wird es sofort wesentlich einfacher, die Berge reichen nicht direkt
bis an das Meer, sondern dort findet sich ein relativ (!) flaches Land, die Straße ist
also fast (!) gerade. Zumindest für die hiesigen Verhältnisse.
Der Unterschied zur Basalicata fällt direkt auf, es gibt auch richtige Badestrände
und alles, was dazugehört. Hotels, Pensionen, Campingplätze und Pizzerias
massenhaft.
Und auch das Erscheinungsblid ist ganz anders. Die Basilicata ist fast wie eine
Modell-Landschaft, Kalabrien das wirkliche Leben. Neben liebevoll gepflegten Bauten
finden sich runtergekommene Häuser und Bauruinen.
Und hier frönt der Italiener ungehemmt seiner zweiten heimlichen Leidenschaft
neben dem Überholen anderer Autos: dem Verbrennen von allem, was
brennt. Wir waren am Sonntag, dem 11.5.2003 (Muttertag !) unterwegs, und an vielen Stellen
qualmte es fröhlich vor sich hin.
In den Bergen haben wir mehrere abgebrandte Hänge gesehen. Ob das wirklich so gewollt
war oder schlicht ein Sportunfall, ist uns verborgen geblieben.
Sicher dagegen ist, daß es hier wesentlich trockener ist als in der Basalicata.
Davon zeugten einige vor sich hin kokelnde Strassenräder. In Kalabrien kann
man also auch mitspielen, indem man einfach eine noch brennende Kippe aus dem
Auto wirft. Ob man in die Wertung der prächtigsten Feuers im Spitzenfeld liegt, wird abends in
den Nachrichten bekanntgegeben.
Wenn man von der Küstenstraße abbiegt, geht es ins Meer oder in die Berge. In den
Bergen sind die Straßen wieder, nun, kurvig, sehr kurvig. Und die Qualität
läßt auch schnell nach. Dafür findet man nach 50 Minuten und 249 Kurven
Bergdörfer, die 4 km Luftlinie vom Meer entfernt sind. Und in denen die Zeit stillzustehen
scheint. Wir haben ca. 68 % der männlichen Bevölkerung im Schatten der einzigen
Bar gefunden, der Rest hat Wasserkanister von der Dorfquelle nach Hause geschleppt.
Obwohl auch Armut malerische Seiten haben kann, ist der
Gesamteindruck eher durchwachsen.
Auf der anderen Seite ist Kalabrien (zusammen mit Neapel) das ehrlichste Stück Italien,
daß ich bislang gesehen habe.
© gregor-g