Heute hatten wir unseren autofreien Tag und sind mit der Bahn von
Maratea nach Neapel gefahren. Man ist nicht wirklich im Mezzogiorno, wenn man der
Königin nicht seine Aufwartung gemacht hat.
Bei diesem Besuch haben wir erstmals wirklich touristische Pfade beschritten und sind die
Spaccanapoli entlang gegangen, zusammen mit vielen anderen Touristen. Vielleicht hätten wir diesen
Bereich schon bei unsern früheren Besuchen erkunden sollen, er hätte unser Neapelbild
ganz anders beeinflusst. Überall findet man Carabinieri und Polizia Muncipal, die
Stadt scheint heftig an ihrem Ruf zu arbeiten. Sogar den Verkehr haben sie irgendwie
in den Griff bekommen, wir haben tatsächlich Autos vor roten Ampeln anhalten sehen.
Ebenfalls erstmals haben wir Abschleppwagen gesehen, die sich kompetent der seelenruhig
in dritter Reihe parkenden Automobilisti annahmen. Diese Abschleppwagen gehören übrigens auch zur
Polizia Muncipal, so ist die Wertschöpfungskette also komplett in kommunaler Hand.
Das geänderte Verkehrsverhalten führt dazu, daß auch Nicht-Neapolitaner nun relativ gefahrlos
Strassen überqueren können. Dies wiederum erlaubt es dem kaufwilligen Touristen, wesentlich mehr
Schaufenster anzustarren, denn jede Straße hat ja zwei Seiten, wobei die andere nun fast gefahrlos
zu erreichen ist.
Ich bin so zu einem ausgesprochen schicken neuen Anzug und etlichen Kravatten gekommen.
Der Ruf Neapels, die weltweit besten Herrenschneider zu haben, färbt auch auf die
Konfektionsware ab. Die Hosenbeine sind nicht fertig umgenäht, sondern werden an den jeweiligen
neuen Besitzer angepasst. So wird es wesentlich einfacher, selbst für nicht
normgerechte Figuren wie die meine passende Lösungen zu finden.
Es gibt hier nach wie vor sehr viele gutaussehende Frauen, wer auf den dunkelhaarigen Typ steht,
wird hier bestens bedient. Unübersehbar ist auch der sehr gute Ernährungszustand vieler Damen.
So ist Neapel klar die Hauptstadt der süditalienischen Prachtmäuse. Es macht wirklich Spaß, die eleganten
Mädels von einem Kaffeehaus aus zu beobachten.
Unbedingt hinweisen muß ich noch auf die Kirche "Ch'esa del Gesu' Nuovo" an der Spaccanapoli,
trotz des abweisenden Äusseren sollte das Innere nur von Protz- und Marmor-Allergikern gemieden werden.
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, das die Neapolitaner nach wie vor
ein möpsfideles Völkchen sind und wir wahrscheinlich nur einen verkehrsschwachen Tag
erwischt haben. Vor einem Besuch sei das Lesen unseres
ersten Neapelbesuchs
in 2002 unbedingt empfohlen.