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Stand 14.8.2009

Rettet den Hubraum - Teil 3

Alfa Romeo 166 3.0
La donna e mobile

Mein neuer Lebensabschnitts-Liebling
- Direkt zum Alfa Romeo 166 - Tagebuch

Nach einem soliden Daimler ist es nicht unbedingt leicht, sich für ein anderes Fahrzeug zu begeistern. Kommt dieses allerdings mit einem wundervollen Arese-V6 daher, geht es schon ;-)))

Durch die Erfahrungen mit der kernigen Alfa Romeo 164 im vorletzten Jahr habe ich eigentlich wieder ein solides Sportgerät erwartet. Bekommen habe ich eine wohlerzogene junge Dame, allerdings sehr beweglich.
La donna e mobile !



Die Karosse und der Innenraum

Es ist kein Geheimnis, dass bei dem Vorgänger AR 164 das Fahrwerk und die Bremsen nur sehr bedingt mit der Motorleistung fertig wurden.
Da macht die 166 direkt einen ganz anderen Eindruck, die Kollegen haben sich bei der Entwicklung richtig reingehangen. Dieser Wagen steht auf der gleichen Stufe wie die allseits verehrten deutschen Produkte der gehobenen Mittelklasse.
Das bedeutet aber auch, dass der brachiale Ansatz der 164 nicht mehr da ist. Der Motor ist so gut gedämmt, dass er kaum noch zu hören ist und auch die Fahrwerksabstimmung ist wesentlich komfortabler.
Deshalb wirkt die 164 im direkten Vergleich bissiger und auch sportiver, tatsächlich ist die 166 von der wirklichen Fahrdynamik natürlich mindestens ebenbürtig. Sie lässt das Cuore Sportivo nur nicht so raushängen und macht auf handzahm. Zumindest bis zum ersten Kickdown ;-)

Die Verarbeitungsqualität der Karosse ist gut, keine Geräusche stören die Freundschaft. Einzig der nicht völlig fehlerfreie Innentrimm bedürfte einer weiteren Optimierung.
Wirklich toll sind die Vordersitze, ich würde sie gerne in meine kleine Alfa Romeo 147 übernehmen.

Und wenn wir schon über das Innenleben reden, darf die Bordelektronik keinesfalls unerwähnt bleiben. Die verbaute Audio-/Navi-/Handykombination entspricht dem Stand der mittleren 90er Jahre. Der Wagen ist Baujahr 2004, in meiner 147 von 2001 befindet sich das Nachfolgesystem Connect-Nav+, dass insgesamt einen wesentlich (!) ausgereifteren Eindruck hinterlässt. Es ist eines der großen Geheimnisse der Neuzeit, warum die FIAT-Oberen die ansonsten sehr konkurrenzfähige 166 bis zum letzten gebauten Wagen mit dieser Antiquität ausgestattet haben.
Ich rate einfach mal. Beim Auflegen des 166 wurden sehr optimistische Absätze erwartet, daraufhin wurde eine Unmenge an Instrumenten geordert, je mehr, desto billiger. Nun haben sich die ersten Verkaufserwartungen nicht materialisiert und irgendwo in Turin steht nun eine Halle, die bis oben hin voll ist mit nicht abgesetzten 166-Mäusekinos. Worauf entschieden wurde, diese bis zum allerletzten 166 zu verbauen, ohne Weiterentwicklung oder sonstige Pflege. Das dadurch ein ansonsten zeitgemässes Auto merklich abgewertet wurde, scheint der Aufmerksamkeit der Entscheider völlig entgangen zu sein. Der Aufmerksamkeit des Besitzers entgeht der Umstand nicht, soviel ist sicher.

Und es ist dem Hersteller tatsächlich gelungen, im Produktionsprozess eine Station einzusparen, die des Schiebedachs. Was immer die anderen Kunden denken mögen, für mich gehört dieses Ausstattungsdetail bei einem solchen Auto einfach dazu. Jaja, ich weiß, bei dem Schnitt der Karosse ist die zusätzliche Kassette nur schwer unterzubringen, da das Dach ohnehin tief liegt.
Dennoch fehlt es mir und Sparsamkeit ist nicht alles.



Das Cockpit

Der Antriebsstrang

Der V6 ist eine Wucht und letztlich der Grund, warum die 166 ihre Räder auf meinen Parkplatz stellen durfte.
Auf die Straße gebracht wird seine Kraft von einem 4-Gang-Wandlerautomaten, für den leider das gleiche gilt wie für das oben erwähnte Elektronik-Jedöns, zu alt und 2004 nicht mehr zeitgemäß.
Der Motor kann mit dem Getriebe leben, er bietet Kraft im Überfluss und käme wahrscheinlich auch mit einer 2-Gang-Powerglide-Einheit von 1957 klar. Wer es allerdings richtig munter angehen lassen will und auf manuelles Schalten umsteigt, wird mit der 4-Gang-Abstufung eher nicht glücklich.
Die Antwort auf die Frage, wieso der Hersteller das Getriebe bis zum Modell-Ende verbaut hat, ist wahrscheinlich analog zu der, wie das mit der veralteten Elektronik passieren konnte.
Einen Vorteil jedenfalls hat die Automatik, der Wagen wirkt auch für weniger sportlich ambitionierte Fahrer wie meine geliebte Ehefrau gut handhabbar. Das war bei dem 164 mit Schaltgetriebe ganz, ganz anders.
Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, im Alltagsbetrieb reicht die vorhandene Automatik völlig aus. Nur wenn es wirklich zur Sache geht, fehlt mindestens eine weitere Fahrstufe.

Dass der Motor seine geballte Kraft nicht immer auf die Straße bekommt, ist dem Vorderradantrieb geschuldet.
Dies ist aus meiner Sicht das einzige wirkliche Manko dieses Autos. Es bleibt zu hoffen, dass ein potentieller Nachfolger auf einer anderen Plattform erstellt wird, die auch einen Heckantrieb erlaubt.

Der Verbrauch liegt durchaus im Rahmen des von mir erwarteten, verblüfft hat mich ein Wert von unter 10 l/100km beim Transit durch die Schweiz, dass ist für den gebotenen Komfort mehr als ok.
Der 3.0 V12 aus der 164 gilt als recht sparsam. Und beim Vergleich der von mir erfahrenen Verbrauchswerte beider Wagen lässt sich feststellen, das der 3.0 V24 der 166 trotz des höheren Fahrzeuggewichts, 40 zusätzlichen Pferden und der Automatik einen fast identischen Verbrauch zeigt.



Der Gesamteindruck

Der geneigte Leser kann den Eindruck gewinnen, dass mir das Auto ganz gut gefallen hat, die erwähnten Unzulänglichkeiten bezüglich Getriebe und Elektronik den Gesamteindruck allerdings stark getrübt haben. Das ist so nicht ganz richtig ;-)
Ganz im Gegenteil hat sich die 166 geradezu hinterhältig in mein Herz geschlichen, ganz klamm und heimlich.

Sie brüllt im Innenraum nicht so rum wie die 164, ist sehr einfach beherrschbar und von angenehmer Erscheinung. Das Fahrverhalten ist in allen Bereichen solide und lässt nie Zweifel an einer gesunden Ankunft aufkommen. Wie bereits erwähnt sind die Sitzmöbel so geartet, dass man sie nach dem Aussteigen am liebsten mitnehmen würde, um die eigenen vier Wände damit auszustatten und endlich mal richtig bequem fernzusehen.
Das Auto All das macht die 166 zu einem der angenehmsten Kraft(!)wagen, den ich je gefahren habe. Sie ist in allen Belangen geradezu verbissen alltagstauglich, so als trüge sie einen Stern vorneweg.
Dass dem nicht so ist, merkt man schnell, falls man das Gas ein wenig ambitionierter betätigt. Aus dem kaum wahrnehmbaren Grummeln von vorne wird dann blitzschnell ein kraftvolles Röhren und die Fuhre geht wie von Alfa Romeo gewohnt richtig gut ab ;-)))

Mein bisheriger automobiler Spitzenreiter war der W126 von Mercedes-Benz und selbst den hat die 166 fast vergessen gemacht.
Ja, der Daimler ist ein wirklich sehr gutes Auto, aber dieses Triebwerk hat er nicht. Hubraum mag durch nichts zu ersetzen sein, der Arese-V6 allerdings ebenfalls nicht. Und wenn er so kultiviert daherkommt wie in dieser 166, hat man alles, was das Automobilisten-Herz begehrt, bis 3.000 U/min Ruhe und Frieden, darüber hinaus Sport und Spaß.

Und wer wirklich seine Ruhe haben will, ist ohnehin mit der 166 besser bedient als mit dem W126. Während der Daimler bei fast jedem Beobachter eine wie auch immer geartete Meinung erzeugen wird, ist die Alfa Romeo ein eleganter und unauffälliger Exot.
Zumindest für den Kenner, denn wirklich oft sieht man den Wagen nirgendwo auf der Welt.
Nur Rom ist (oder war zumindest vor zwei Jahren) voll davon. Wer es in Politik oder öffentlichem Dienst zu etwas gebracht hat, fährt 166. Bis zum Erscheinen des Lancia Thesis war es "das" große italienische Auto und somit quasi automatisch das Gefährt von Ministern, Staatssekretären, Generälen etc. .



Am Ende

Diese Alfa Romeo hat mich wirklich überzeugt. Hätte FIAT nur ein wenig mehr in die Elektronik, ein Schiebedach und das Getriebe investiert, wäre genau das mein zukünftiges Auto und eine top gepflegte 147 würde ihren neuen Besitzer glücklich machen. Für eine solche 166 hätte ich jeden anderen Wagen stehen gelassen

Nun ist es leider anders gekommen. Den traumhaften Arese-V6 gibt es nicht mehr, der jetzt von AR verbaute V6-Block ist in keiner Form vergleichbar und ich schrecke davor zurück, auch nur ein weiteres Wort über ihn zu verlieren.
Ebenso ist die gehobene Mittelklasse bei Alfa Romeo mit diesem Auto gestorben, den 159 auch nur entfernt in die Nähe eines 166 zu rücken, muss einem Buchhalter eingefallen sein. Dies ist das Freundlichste, was ich zu einer solchen Vermarktungs-"Strategie" zu sagen vermag.

Alfa Romeo und FIAT haben nach dem Krieg Jahrzehnte darum gekämpft, in der automobilen Oberklasse Fuß zu fassen. Und nie waren sie ihrem Ziel so nahe wie mit diesem Auto. Man kann sogar sagen, sie sind angekommen und der nächste Schritt auch zum monetären Erfolg wäre eher klein gewesen ...

Es gibt Momente im Leben, wo mich das Gefühl beschleicht, dass etwas grundsätzlich schiefläuft. Dann fühle ich mich traurig und müde.
So wird mich ab jetzt jeder Anblick einer Alfa Romeo 166 zurücklassen, traurig und müde, unglaublich müde ..

Und Tschüss
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Das Alfa Romeo 166 - Tagebuch

Der Wagen wird für alle meine Fahrten eingesetzt. Dabei fallen ca. 50 % der Wege im Stadtverkehr an.
Wer möchte, kann sich hier bezüglich Verbrauch und Boxenstops (planmäßigen und außerplanmäßigen) informieren.

Spezifikation:

Alfa Romeo 166
Baujahr: 2004
Hubraum: 2959 ccm
Zylinder: 6
Leistung: 162 kw / 220 PS bei 6300 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 236 km/h
Nationale Schadstoffklasse: Euro 3

Verbrauch:

Durchschnitt 11,45 Liter Super über eine Distanz von 8.381 km
Niedrigster 9,37 Liter Super über eine Distanz von 552 km
Höchster 14,09 Liter Super über eine Distanz von 339 km
Letzter 11,97 Liter Super über eine Distanz von 344 km

Boxenstops:

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8.3.2009 159.424 km Übernahme des Fahrzeugs -
Inspektion bei AR 433 Euro
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KFZ - Steuer für ein Jahr 202 Euro
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15.4.2009 161.061 km Service Klimaanlage 79 Euro
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18.4.2009 160.902 km Beseitigung Steinschläge Frontscheibe 178 Euro
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Derzeitiger Kilometerstand: 167.922


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