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Stand 26.5.2007

Rettet den Hubraum - Teil 1

Alfa Romeo 164
'La Pacioccona' - Die Mollige

Mein neuer Liebling, gekleidet von Pininfarina
- Direkt zum Alfa Romeo 164 - Tagebuch

Nachdem mich meine kleine Alfa Romeo 147 zu einem bekennenden Alfista gemacht hat, brauchte ich wenigstens nicht lange nach meinem ersten 'dicken Hund' für 'Rettet den Hubraum' zu suchen.
Der V6 von Alfa Romeo ist Legende und sicher nicht grundlos als bislang einziges Triebwerk zwei mal 'Motor des Jahres' geworden.
Wenn er dann noch in einem Kleid von Pininfarina daherkommt, gibt es außer einem tiefen Seufz eigentlich nicht mehr viel dazu zu sagen.
Wenn ich es trotzdem tue, dann nur, weil mein Herz vor Freude über dieses Fahrzeug überläuft ;-)

Als ich vor cirka 20 Jahren die erste Alfa Romeo 164 auf der Straße erblicke, war ich sofort von ihrem Design begeistert. Im Gegensatz zu vielen anderen Automobilen hat sich an dieser Begeisterung bis heute nichts geändert. So stand die Verpackung für 'meinen' V6 also recht schnell fest.

Die Karosse

Der Wagen ist nicht nur von außen ansehnlich, auch der Innenraum ist vom Design her Klasse, ein wenig gewöhnungsbedürftig vielleicht, aber aus einem Guß und wirklich eigenständig.
Dazu kommt die hohe Verarbeitungsqualität der Karosse. Der Fahrzeugkörper ist auch nach 16 Jahren noch wirklich straff, die Türen schliessen satt und es klappert nichts. Dies ist übrigens nicht nur bei diesem Wagen mit geringer Laufleistung und ohne Fahrwerksmodifikationen so. Ich habe inzwischen auch einige Schwestern von 'La Pacioccona' kennengelernt,die trotz mehrfacher Erdumrundung noch immer über die gleichen Qualitäten verfügen.
Da ich mit meiner Süditalienerin (der 147) aus Neapel durchaus zufrieden bin, habe ich die Geschichten vieler Mit-Alfisti über die Qualitätsunterschiede zwischen Nord- und Süd-Alfas eher mit Skepsis zur Kenntnis genommen. Nun im Besitz eines Nordwagens aus Arese kann ich sagen, da ist wohl doch was dran.
Das Cockpit So schließe ich mich dem Bedauern vieler Sportsfreunde an, die dieser nun nicht mehr existenten Produktionsstätte nachtrauern.
In jedem Fall möchte ich den Kollegen, die diese Karosse geplant und gefertigt haben, hier meine volle Hochachtung aussprechen. Auf diese Arbeit darf man wirklich stolz sein !

An meinem Fahrzeug hat der Zahn der Zeit bestenfalls ein ganz klein wenig genagt. Lack und Innenraum sind gut erhalten, die Velourspolster zeigen ebenfalls kaum Alterungsspuren. Einzig der Schließmechanismus des Aschenbechers und der Radioblende funktionieren nicht mehr richtig. Wahrscheinlich würde sogar noch das Display der Klimaautomatik anstandslos arbeiten, wenn der Wagen so etwas denn hätte ;-))
Der Rückstellmechanismus des Blinkers (so er denn je vorhanden war,) arbeitet ebenfalls nicht mehr. Also nichts, was ein Alfista nicht ohnehin erwarten würde.

Die Fahrwerksabstimmung ist klar stramm und sportlich, allerdings nicht bretthart. Insgesamt deutet das Fahrgefühl eher auf einen Sportwagen als auf eine ausgewachsene Limousine der oberen Mittelklasse hin. Schauen wir uns nun die Technik des Pakets an.

Der Antriebsstrang

Das Kernstück bildet der bereits erwähnte 3-Liter V6, in meinem Wagen in der 'kleinen' Ausführung mit 12 Ventilen und 184 Pferden. Und zwar gut im Futter stehenden Vollblütern. Der Motor hängt für diesen Hubraum sehr direkt am Gas und zeigt, ebenfalls ungewöhnlich für diesen Hubraum, sehr direkte und starke Lastwechsel-Reaktionen.
An anderer Stelle kann man über diesen Motor lesen, er drehe schnell hoch. Eine geradezu peinliche Form von Untertreibung, die diesem Triebwerk keinesfalls gerecht wird. Als langjähriger und auch leidenschaftlicher Zwischengasgeber weiss ich hier, wovon ich rede.
Dies ist, daran konnt kein Zweifel auf, ein Aggregat für ein echtes Sportgerät.

Das Objekt der Begierde - Cuore Sportivo Wenn man eine Motorhaube öffnet und kurze Zeit später gestandene Autobauer mit feuchten Augen rumlaufen, haben sie mal eben einen Blick auf diesen Motor riskiert. So geschehen an meinem Arbeitsplatz. Danach wird schnell klar, warum andere Automobilfirmen ihre Machwerke heutzutage gerne unter Kunststoff-Claddings mit lustigen Buchstabengruppen verbergen.
Dazu kommt ein Klang, der ebenfalls seinesgleichen sucht. Für mich ein klarer Grund, direkt das Radio auszubauen, um nicht versehentlich gegen eine der Grundregeln im Umgang mit diesem Cuore Sportivo zu verstossen:
'... und führe mich nicht in Versuchung, andere Geräusche hören zu wollen als die von Erbauern direkt vorgesehenen !' ;-)))
Ich darf über den Motor also kurz zusammenfassen:
- sieht aus wie eine Skulptur von Bellini;
- tönt wie Caruso in seiner allerbesten Zeit und
- geht wie Schmitz' Katze, hinter der ein chinesischer Koch her ist !

Zu dem 5-Gang-Getriebe kann man sagen, daß es sich für einen Fronttriebler erstaunlich gut und präzise schalten läßt, auf jeden Fall besser als in allen anderen Fronttrieblern, die ich kenne. Und das sind einige.
Ebenso sollte bemerkt werden, daß es bei aller Exaktheit nicht leichtgängig ist. Es ist das Getriebe einer Fahrmaschine.
Gleiches gilt für die Kupplung. Ohne ausreichenden Krafteinsatz geht auch hier nichts. Beide Baugruppen deuten wieder klar auf einen Sportwagen hin und nicht auf eine komfortable Berlina.

Die vorab erwähnten Komponenten wirken auf einen Frontantrieb. Und dies ist aus meiner Sicht der Dinge das einzige wirkliche Manko dieser Bella Machina.
Neben dem großen Wendekreis und den Antriebskräften, die auf die Lenkung einwirken, steht man in erster Linie vor dem Problem, die Kraft, die der Motor auf die Antriebswellen zu wuchten bereit ist, auch wirklich ohne Verluste auf die Straße zu bringen.
Es ist nicht völlig problemlos, in den ersten beiden Gängen zügig Gas zu geben, ohne reichlich Gummi auf der Straße zu lassen. Ist der Untergrund feucht, verschärft sich das Problem.
Eingedenk der Tatsache, daß der beschriebene 12-Ventiler nicht das stärkste Aggregat dieser Baureihe ist, stellt sich die Frage, ob noch mehr Leistung an dieser Stelle nicht eher kontraproduktiv wirkt.

Noch Fragen zum Design ?

Der Gesamteindruck

In einer Welt, in der die meisten 'Sportwagen' letztlich nur Derivate von Limousinen sind, bei denen lediglich der Einstieg etwas unbequemer und der Kofferraum etwas kleiner sind, nimmt 'la Pacioccona' eine Sonderrolle ein.
Dies ist kein Wagen, für den der Ausdruck 'ausgewogen' erfunden wurde. Dieses Auto ist eine Transsexuelle. Der Antriebsstrang stammt klar aus einem echten Sportwagen. Das er sich nach der Hochzeit in der Karosse eines Gran Tourismo wiederfand, ändert daran nichts. Dieser Wagen ist eigentlich ein Kart.
Gut, die Karosse ist dafür ein wenig mollig, aber das tut der Fahrfreude keinen Abbruch. Daher stammt übrigens auch ihr Name, la Pacioccona = die Pummlige, die Mollige.
Das ich mit dieser Einschätzung nicht alleine stehe, zeigt auch, daß einer der Vorbesitzer dem Wagen ein kleines Lederlenkrad spendiert hat. Es passt vorzüglich zum Charakter dieser Molligen.

Nicht völlig Sportwagen-konform ist die Bremsanlage. Zwar nicht wirklich schlecht, allerdings auch nicht so gut, wie sie sein könnte.

Zum Cruisen ist der Wagen nur bedingt geeignet, er will mit Herz und Körpereinsatz bewegt werden. Wer gerne aktiv fährt, den wird diese Alfa Romeo nicht enttäuschen.
Sollte man sehr, sehr sportliche Ambitionen (und ein relativ leeres Punktekonto in Flensburg) haben, kann man gegebenfalls über eine Alfa Romeo 75 nachdenken, die diese Motorisierung mit Hinterradantrieb in transaxialer Bauweise vereint. Leider sind solche Modelle inzwischen selten und bei gutem Zustand auch keinesfalls preiswert.

Wer Alfa Romeo nicht kennt und sich für diese Fahrzeuge (75/164) interessiert, muß wissen, daß die Nockenwellen über einen Zahnriemen getrieben werden. Dieser sollte nachweislich durch eine Fachwerkstatt (!) erneuert worden sein. Die Lebensdauer eines solchen Riemens beträgt ca. 80.000 km oder vier Jahre.
Erwirbt man ein Exemplar ohne solide belegte Historie, sollte man umgehend ca. 1.000 Euro für den Riemen und am besten auch gleich die Wasserpumpe bereithalten. Ansonsten ist ein schneller Totalverlust des Motors nicht unwahrscheinlich.

'La Pacioccona' und ich werden uns Ende 2007 wieder trennen, da der Wagen keine Umweltzonen-Plakette erhalten wird. Bis dahin werden wir uns noch wundervoll amüsieren. In meinem Herzen wird sie immer weiterleben als ziemlich großes Kart mit wirklich jeder Menge Fahrspaß.
Und bis es soweit ist, wird jede Fahrt zu einem unwiederbringlichen Erlebnis, jede Handwäsche zu einer lustvollen Salbung und jeder Stau zu einer Abnahme der Fahrzeuge bei der 1000 Miglia.

Abschließend kann ich sagen, daß ich mal wieder etwas gelernt habe. Der Slogan mit der Freude am Fahren muß von einem Werbetexter stammen, der gerade aus 'La Pacioccona' oder einer ihrer älteren Schwestern ausgestiegen ist ;-)))

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Das Alfa Romeo 164 - Tagebuch

Der Wagen wird für alle meine Fahrten eingesetzt. Dabei fallen ca. 50 % der Wege im Stadtverkehr an.
Wer möchte, kann sich hier bezüglich Verbrauch und Boxenstops (planmäßigen und außerplanmäßigen) informieren.

Spezifikation:

Alfa Romeo 164 (Standardmodell)
Baujahr: 1991
Hubraum: 2959 ccm
Zylinder: 6
Leistung: 135 kw / 184 PS bei 5600 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Gewicht: 1400 kg
Nationale Schadstoffklasse: Schadstoffarm

Verbrauch:

Durchschnitt 11,76 Liter Super über eine Distanz von 5.538 km
Niedrigster 10,34 Liter Super über eine Distanz von 542 km
Höchster 13,89 Liter Super über eine Distanz von 230 km
Letzter 10,34 Liter Super über eine Distanz von 542 km

Boxenstops:

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5.3.2007 85.739 km Übernahme des Fahrzeugs -
KFZ - Steuer für ein Jahr 453 Euro
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29.3.2007 86.412 km Neue Sommerreifen Michelin 205/55 R16 V 460 Euro
-
27.8.2007 91.307 km Abgabe des Fahrzeugs
mit mehr als nur einer Träne im Knopfloch !
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Derzeitiger Kilometerstand: 91.307

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