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17.5.2003

Immer da, immer nah, das wackere Dreirad

Italien von der Lombardei - Mailand bis nach Apulien und in die Basilicata

Ein persönliches Resümee von gregor-g.

Essen

Daß man in Italien gut essen kann, ist allgemein bekannt. Dabei sollte man folgende Umstände berücksichtigen.
Selbst wenn man in Deutschland italienische Speisekarten gut lesen kann, wird man in Italien einige Schwierigkeiten damit haben. Die italienische Küche ist sehr lokal orientiert, dadurch wird man in Speisekarten sehr oft auf unbekannte Ausdrücke stoßen. Selbst gute Wörterbücher helfen da meist nicht weiter. Und, obwohl ein Tourismusland, sind englische oder deutsche Sprachkenntnisse beim Personal oft Mangelware.
Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, die Küchenchefs selbst über unser Essen und den Wein entscheiden zu lassen. Also haben wir nur vorgegeben, wie viele Gänge wir wünschen und ob wir Fisch oder Fleisch wollen.
Getrunken wird dazu Mineralwasser (meist ohne Kohlensäre) und eine Flasche Wein.

Apropos Gänge, abends wird gerne opulent gespeist. Wer in ein Ristorante geht, sollte auch mindestens Primo (Pasta oder Risotto) und Secondo (Fisch oder Fleisch) essen. Wer nur ein paar Nudeln möchte, kann ja eine Bar aufsuchen.

Auch die Italiener essen Pizza, nehmen dazu allerdings meist eine Vorspeise und spülen sie mit einem Bier hinunter. Birra Spinna entspricht unserem Standard - Bier.

In den Preisen auf der Karte sind Bedienung und Gedeck (Coperto) nicht enthalten und werden erst auf der Rechnung ausgewiesen. Während Coperto immer fällig wird, kann der Service auch je nach Lokal wegfallen.
Es gibt für Coperto keine festen Werte. Manchmal findet sich die Höhe auf der Speisekarte.

Trinkgeld wird nicht auf die Rechnung addiert, sondern beim Verlassen auf dem Tisch liegen gelassen.

Schlafen

Die Hotels entsprechen internationalem Standard. Bei der Bewertung des Hotels sollte man mit der Regel (Deutsche Sternezahl - 1 = italienische Sternezahl) arbeiten.

Kleidung (und Geschlechterkampf)

Freitag - Nachmittag, RAI Uno Gazelle mit Komiker

Italiener haben ein sehr inniges Verhältnis zu Schuhen. Dies gilt für beide Geschlechter. Es darf ruhig etwas ausgefallener sein.
Apropos Geschlechter. Ihr werdet schnell erkennen, daß in Italien Werbung und Fernsehen recht sexy sind. So beeinflußt, kleidet sich die Italienerin freizügiger als die Deutsche. Dieser Tatsache sollte man immer Rechnung tragen. Eine für deutsche Verhältnisse recht weit geöffnete Bluse beispielsweise ist eher normal und kein Angebot.

Selbst das öffentlich - rechtliche Fernsehen RAI glänzt durchgängig mit vielen leicht bekleideten, bildhübschen Frauen. Ich unterstelle mal ganz frech, daß die meisten Gazellen vor der Kamera nachbearbeitet sind. Ohne Silikon (mindestens) in der Oberlippe keine TV - Karriere.
Insgesamt wird auf die armen Mädels ein Riesen - Konkurrenzdruck aufgebaut. Nicht umsonst gibt es eine Diät - Zeitschrift, die wöchendlich erscheint.
In Italien ist das Leben als Mann sicher einfacher. Flotte Schuhe und modische Uhr reichen für ihn vollkommen aus.

Preise

Bei den Preisen sind erhebliche Unterschiede zu erkennen. Maßgeblich sind hier Touristendichte und Lage.
So ist die Toskana durchweg nicht preiswert, Apulien durchweg günstig. Zumindest beim Essen.
So haben wir in Lecce (Apulien) für Vorpasta, Pasta und Nachpasta incl. Wein, Wasser und Kaffee 30 Euro für zwei Personen in fürstlicher Umgebung gezahlt, in Fiesole (Toskana) 76 Euro inclusive miesem Service.

Die Hotels hatten alle ähnliche Preise, dafür schwankt die Qualität erheblich. Für 120 Euro gibt es im Süden drei bis vier, im Norden (Nähe Mailand) maximal anderthalb Sterne.

Einkaufen

Knapp gesagt gilt, je mehr Touristen, desto teurer. Das Angebot selbst ist gerade bei Schuhen und anderen Lederwaren überwältigend.
Ein wenig enttäuschend war das Angebot an normaler, tragbarer Mode in Mailand. Wo dort die Durchschnittsfrau einkauft, ist uns leider verborgen geblieben.
Was also sowohl Preiswürdigkeit als auch Angebote für ganz normale Gazellen angeht, gebührt Turin die Krone als beste italienische Einkaufsstadt.

Autofahren

Siehe auf der Alfa Romeo in Italien - Seite

Elektrogeräte

Entgegen anderslautender Meldungen solltet ihr immer einen Adapter mit euch führen. Die Unterschiede der Steckdosen sind zwar auf den ersten Blick minimal, aber manchmal eben entscheidend.

Was noch ?

Italien ist sehr vielschichtig. Hier wird jeder finden, was er sucht. Wer gerne mit anderen Touristen kommuniziert, wird diese Möglichkeit haben. Wer lieber allein entdeckt, kann auch dies. Meist sind diese beiden Welten gerade einen Häuserblock voneinander entfernt.

Welche Eindrücke ich mitgenommen habe ?
Hunderte Kilometer Autobahn - Mittelstreifenbepflanzung mit Oleander in Apulien. Wenn ich dann an unseren Kümmerling auf dem Balkon denke ...
Unbeschreiblicher Verkehr in Neapel. Alleine an einer Kreuzung habe ich eine Viertelstunde gestanden und Bauklötze gestaunt. Nicht zuletzt deshalb, weil ich nicht genug Mut hatte, die Straße zu überqueren.
Die ausgesprochen würdevolle Körperhaltung aller Polizeibeamten.
Große, erwachsene Hunde, die allein Gassi gehen. Einer davon hat in Lecce in der Hauptverkehrszeit eine vierspurige Straße hoch erhobenen Hauptes überquert, ohne auch nur einmal seinen Schritt zu verlangsamen oder zu beschleunigen.
Damenschuhe, die unmöglich von menschlichen Wesen getragen werden können.
Der Duft von Trüffeln, die über Pasta gerieben werden.
Eine gut besuchte Kirche zur Frühmesse freitags morgens.
Vespas, Dreiräder, FIAT 500 und jede Menge Alfas.

Für mich ist Italien noch für viele Urlaube gut, ohne langweilig zu werden.

Die Überlebenden sind alle top in Schuß
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